Erfolgreicher Guss einer Bienenkorbglocke aus der Romanik
Am Samstag, den 28.7.2018 wurde erfolgreich eine „neue“ Bienenkorbglocke aus der Romanik gegossen. Ziel des Projekts war es einerseits den etwa 1000 Jahre Herstellungsprozess vor Ort zu demonstrieren, andererseits eine „passende“ Glocke für die Bartholomäuskapelle in Paderborn zu gießen. Hierzu hat mich das Erzbischöfliche Generalvikariat beauftragt und es freut ganz außerordentlich, dass aus dem ursprünglichen archäologischen Ansatz die 1000 Jahre alte Technik wieder zum Leben zu erwecken, eine neue Glocke für eine 1000 Jahre alte Kapelle entstanden ist. Befriedigender kann der Beruf eines Archäometallurgen nicht werden!
Am Gusstag wurde um 7.00 Uhr angefangen, den Schmelzofen mit Holz vor zu heizen. Außerdem mussten die Wachsablaufkanäle verschlossen werden, was zu einigen Verbrennungen geführt hat, da die Gussform noch immer etwa 400 °C hatte. Gegen 12.00 wurde die Tiegel und das erste Metall eingesetzt, insgesamt 2o kg CuSn10 Bronze, verteilt auf drei Tiegel. Bereits eineinhalb Stunden später waren diese geschmolzen und die restlichen 35 kg CuSn10 wurden zugesetzt. Erst kurz vor dem Guss wurde soviel Zinn zugesetzt, dass sich die von Theophilus beschriebene 20%ige Zinnbronze ergab.
Um 15.15 war das Metall flüssig, musste jedoch noch zwei Stunden flüssig gehalten werden, um den Termin um 17.00 einzuhalten und den Vespe Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, den GUss mit zu erleben.
Theophilus wusste wie’s geht
Nach Theophilus Presbyter erfordert der Prozess das Herausschlagen des Kerns im warmen Zustand um eine Rissbildung, aufgrund der Metallschwindung und der dünnen Glockenrippe zu verhindern. Auch wenn Theophilus hier das „Ausdehnen des Kerns“ als Ursache annimmt, so zeichnet ihn doch seine besondere Beobachtungsgabe aus, die ihn als ein Praktiker der Materie auszeichnen, der aktiv „Troubleshooting“ betrieb um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Einmal mehr müssen wir vor unseren Altvorderen den Hut ziehen.
Zum Schluss sei noch einmal ein Wort an mein hervorragendes Team gerichtet, das durch tatkräftige Unterstützung aus Paderborn eine unglaubliche Leistung vollbracht hat: Danke an Euch alle.
Genau wie am Original, das als Vorbild diente, habe ich Wert darauf gelegt, dass sich die Fingerabdrücke des Gießers am Henkel abzeichnen. Auch das ist geglückt:Die frisch gegossene romanische Bienenkorbglocke für die Bartholomäuskapelle in Paderborn. Diese ist eine Rohguss vor der Bearbeitung.
Wie das Hachener Original, hat auch die Paderborner Bienenkorbglocke die Fingerabdrücke ihres Schöpfers am Henkel…
Die neu gegossene Glocke nach einer Bienenkorbglocke aus der Romanik für die Bartholomäuskapelle in Paderborn.
Der gesamte Herstellungsprozess wurde filmisch dokumentiert und in einer Serie von kurzen Clips veröffentlicht. Die gesamte Playlist lässt sich hier ansehen:
Besuch bei Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck.
Eine romanische Bienenkorbglocke für die Bartholomäuskapelle soll es werden. Was für eine großartige Entwicklung aus der experimentellen Archäologie heraus! Nachdem ich seit 2015 an der Rekonstruktion der von Theophilus Presbyter beschriebenen Glockengusstechnik gearbeitet habe , und die dieses Jahr endlich zu der lange ersehnten Glocke für den Campus Galli geführt hat, geht es nun noch einen großen Schritt weiter: Denn nicht nur möchte das Metropolitankapitel Paderborn, im Rahmen der 950 Jahrfeier des Imad-Domes zeigen, wie eine Bienenkorbglocke um das Jahr 1000 gegossen wurde. Nein, diese Glocke ist für die romanische Bartholomäuskapelle, die 2017 ihr 1000 jähriges Bestehen feierte.
Die Paderborner Bartholomäuskapelle aus dem 11. Jahrhundert. Wie gut zu erkennen ist, ist der Dachreiter noch leer! Hier soll die neue romanische Glocke aufgehängt werden.
Die Bartholomäuskapelle ist nicht nur einfach eine romanische Kapelle, sie ist eine bedeutende architektonische Leistung des hohen Mittelalters, die mit ihren byzantinischen Stilelementen keine direkten Vorläufer oder Folgebauten besitzt. Diese älteste Hallenkirche Deutschlands wurde zu ottonischer Zeit als Pfalzkapelle im Zuge des Neubaus der Paderborner Pfalz errichtet.
Eine romanische Bienenkorbglocke entsteht
Die Bartholomäuskapelle bekommt eine Glocke, die zu ihrer Entstehungszeit passt. Als Vorbild für die neue Glocke, fiel die Wahl auf eine romanische Bienenkorbglocke aus Nordrhein-Westfalen. Die Glocke von Hachen ist heute im Glockenmuseum der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck zu bestaunen, welche die Glocke 1938 von der Glockengießerei Heinrich Hupert aus Brilon erwarben. Die Gebrüder Grassmayr erlaubten es mir die Glocke genau zu vermessen, so dass eine Neuschöpfung dieses Glockentyps gelingen kann. Dabei geht es geht hier nicht darum eine genaue Kopie der Hachener Glocke zu fertigen. Vielmehr ist sie als Vorbild zu sehen, um eine „neue romanische“ Glocke zu gießen. Die Technologie des Glockengusses ist dieselbe, wie die zur Herstellung der Canino-Glocke von mir rekonstruiert und experimentell durchgeführt wurde; also das Wachsausschmelzverfahren, wie es bei Theophilus Presbyter beschrieben wurde .
Glocke von Hachen, heute im Glockenmuseum Grassmayr in Innsbruck. Im Vergleich zu der frühen Canino Glocke, besitzt diese Glocke hier bereits eine ausgeprägte Flanke und Schulter.
Um das Jahr 1017 hatte man schon mindestens zwei Jahrhunderte Erfahrungen im kirchlichen Glockenguss. Neben der Wandstärke der Rippe, hat sich auch die Bienenkorbform von einer eiförmigen zu einer Form entwickelt, die bereits ausgeprägte Flanken und Schulter besaß. Selbst die Klanglöcher sind oft nur noch als typologisches Rudiment vorhanden. Neben den gusstechnischen Fragen treten nun insbesondere Fragen, welche die konzeptuelle Seite der Glockenentwicklung betreffen:
lassen sich die verschiedenen Maße der Glocke in ein bestimmtes Verhältnis setzen?
wie wurde im Mittelalter eine Glocke konzipiert?
welche Möglichkeiten der Vermessung gab es?
wie genau lässt sich der Klang vorhersagen?
Hierzu wurden alle Rippen zeitgleicher Glocken studiert und verglichen. Drescher hat hier bereits sehr wertvolle Arbeit geleistet , auf die zurück-gegriffen werden kann.
Exkurs: Die Fingerabdrücke des Hachener Glockengießers
Während der Untersuchung der Hachener Glocke konnte ich die Fingerabdrücke meines von 1000 Jahre lebenden Kollegen in der Glocke entdecken. Das ist auch für einen Archäologen ein äußerst beeindruckender Moment gewesen.
1000 Jahre alte Fingerabdrücke meines „Kollegen“ im Henkel der Hachener Glocke! Breite des abgebildeten Henkels: 33mm.
In der Romanik noch immer ohne Schablone
Wie kann man sich den Herstellungsprozess vorstellen? Hat ein Geistlicher eine andere Glocke gesehen und den Wunsch entwickelt, ebenfalls eine Glocke zu besitzen. Wurde dann der Wunsch geäußert: „Ich hätte gerne eine Glocke wie die aus Mainz?“ oder war es doch ganz anders? Diese Fragen werde ich wohl so schnell nicht beantworten können. Aber, da Theophilus noch einmal hundert Jahre später noch immer nicht von der Schablone spricht, müssen wir davon ausgehen dass die Rippen der Glocken auf eine andere Art und Weise hergestellt wurde. Ein direkter Vergleich verschiedener Rippen war somit nicht möglich, und erklärt deshalb auch, warum sich die Klangfindung der frühen Glocken zunächst wohl auf den Zufall stützen musste. Denn es dürfte klar sein, dass erst die Dokumentation der Glockenrippe zu kontrollierten Versuchen zum Einfluss der Rippe auf den Klang geführt haben dürften.
Die Bienenkorbglocke von St. Georg, Lutter am Barenberge aus dem 12. Jahrhundert, auch Ribernus Glocke genannt, besitzt eine ähnliche Form wie die Glocke aus Hachen. Quelle: Sebastian Wamsiedler http://www.glockenberatung.de.
Mit der Herstellung der romanischen Glocke für Paderborn stellt sich für mich gewissermaßen ein ähnliches Problem. Ich habe einen Auftraggeber, der eine Glocke kennt, die er gerne möchte. Ich kann mir die Glocke ansehen, und vermessen, kann aber das Schablonierverfahren nicht nutzen um die Rippe zu übertragen, da dieses im 11. Jahrhundert nicht bekannt war. Also kann ich die mit dem Greifzirkel erfassten Abmessungen mit dem Greifzirkel übertragen. Hierbei ergeben sich zwangsläufig Ungenauigkeiten, die, so vermute ich aber kein Problem darstellten. Dennoch fragt man sich bei der Arbeit, ob den Maßen nicht eine Art Faustregel zu Grunde liegt. Drescher spricht hier vom Grundmaß, welches er als den Durchmesser der Glocke am Schlagring definiert.
Die Hachener Glocke besitzt ein Verhältnis der Höhe zum Schlagring von 5:4, sowie ein Verhältnis des Durchmesser an der Schulter zur Gesamthöhe der Glocke von 1:2, sowie ein Verhältnis von etwa 1:1 Schlagringdurchmesser zur Höhe des Klangkörpers. Weitere eindeutige Verhältnisse konnten bisher jedoch nicht festgestellt werden, insbesondere zur Schweifung der Glockenflanke.
Dokumentation
Das Projekt wird als Videolog dokumentiert und in mehreren Kurzfilmen festgehalten. Bisher sind die ersten vier Arbeitstage von statten gegangen, die allerdings nicht mit den Prozesstagen gleichzusetzen sind, da der relativ massive Gusskern mehrere Tage zum Trocknen benötigt. Bisher dauert der Prozess seit dem 23.6.2018 an, damit sind bis zum Schreiben (3.7.2018) dieses Artikels bereits elf Prozesstage vergangen.
Drescher, H. (1995) ‘Gießformen früher Glocken aus Mainz’, Mainzer Zeitschrift, 90/91, pp. 183–225.
Asmus, B. (2016) ‘Theophilus und der Guss einer Bienenkorbglocke. Ein Experiment’, Der Anschnitt, 68(1–2), pp. 45–60.
Brepohl, E. (1999) Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk. Band 2 Goldschmiedekunst. Böhlau.
Theobald, W. (1984) Technik des Kunsthandwerks im zwölften Jahrhundert des Theophilus Presbyter. Diversarum artium schedula. Düsseldorf: VDI-Verl (Klassiker der Technik).
Hawthorne, J.G. and Smith, C.S. (1979) Theophilus: On divers arts : the foremost medieval treatise on painting, glassmaking and metalwork / Theophilus / translated from the Latin with introduction and notes by John G. Hawthorne and Cyril Stanley Smith. New York: Dover.
Die Bienenkorbglocke für den Campus Galli ist erfolgreich gegossen. –Drei Anläufe waren notwendig eine vollständige Glocke zu gießen. Nun ist am 28.4.2018 zum ersten Mal seit hunderten von Jahren eine Bienenkorbglocke nach den Vorschriften des Theophilus Presbyter erfolgreich gegossen worden. Der Klang ist bereits jetzt – obgleich die Glocke noch nicht bearbeitet ist – atemberaubend und zeigt den für Bienenkorbglocken typischen, herben Klang. – Ich bin begeistert! Die Glocke von Canino ist nun nicht nur in ihrer Form und Gestalt, sondern auch in ihrer Herstellungsweise kompromisslos nach der vorzüglichen mittelalterlichen Handschrift des Theophilus Presbyter gefertigt worden . Die Glockengussexperimente auf dem Campus Galli sind damit endlich zu einem vorläufigen glücklichen Ende gekommen. Die Glocke kann noch bis Pfingsten auf dem Campus Galli als Rohguss betrachtet werden. Danach wird sie bearbeitet und auf dem Campus installiert.-
Angewandte Archäometallurgie: Der Henkel der vollständigen Bienenkorbglocke von Gussexperiment Nr. 3 im Jahr 2018.
Die Bienenkorbglocke
Die Bienenkorbglocke richtet sich in ihrer Form nach der ältesten bekannten gegossenen Bronzeglocke: Der Glocke von Canino.- Sie hat einen Durchmesser von 39 cm am Schlagring und wiegt 44 kg. Man beachte die dreieckigen Schall- oder Klanglöcher dieser Glocke aus dem 8./9. Jahrhundert. Auch Theophilus beschreibt diese noch im 12. Jahrhundert. Nach der einhelligen Meinung der Campanlogen tragen diese allerdings nicht zum Schall bei.
Zeichnung der Glocke von Canino in der Erstpublikation dieses Fundes [zotpressInText item="{4ICDYHGU}"].
Bienenkorbglockenguss im Mittelalter ist nur gemeinschaftlich zu schaffen
Neben vielen technischen Details auf die zu einem späteren Zeitpunkt noch eingegangen werden wird, ist das wohl wichtigste Fazit, dass ein großes und gut aufeinander eingespieltes Team vonnöten ist und den Guss erfolgreich zu meistern. Dies ist uns dieses Jahr in besonders guter Weise gelungen. Dies lässt auch ein paar Schlüsse für die Vergangenheit zu, denn es ist gute Kommunikation notwendig um den gesamten Prozess erfolgreich umzusetzen.
Einige Wermutstropfen bleiben dennoch
Zwar ist die Glocke vollständig, aber die zu untersuchenden Eigenschaften des Formlehms habe auch zu unerwünschten Effekten geführt. Zum einen wurde dieses Mal nur eine schlechtere Gussoberflächenqualität erreicht, zum anderen kam es erstmalig zum Bruch der Form. Durch die Verdämmung und besonnenes Handeln während des Gusses konnte die Glocke gerettet, werden, obwohl die Form unterhalb des Henkels gebrochen ist. Dennoch hat dies einen negativen Einfluss auf den Henkel gehabt, was im Bild ganz oben gut erkennbar ist.
Ausblick
Die nächste Glocke die ich auf diese Weise gießen werde ist die Glocke von Hachen. Diese ist heute im Glockenmuseum Grassmayr zu sehen, die ich aufgrund des überaus freundlichen Entgegenkommens von Seiten Johannes Grassmayrs im dortigen Museum vermessen darf. In diesem Versuch werden neben bewährten Lehmrezepturen, weitere Feinheiten des Formbrandes, sowie der Schmelzführung untersucht werden.
In dieser Artikelserie werde ich versuchen herauszufinden, wie man eine ganz bestimmte Hinterladerbüchse im speziellen und frühe Buntmetallfeuerwaffen im Allgemeinen herstellt, bzw. wie man sie mit der damaligen Technologie herstellen hätte können. Ich bin nicht all zu sehr am Schießen interessiert, aber umso mehr fasziniert vom frühen Büchsenguss des 14. und 15., und auch noch ein wenig vom Büchsenguss des 16. Jahrhundert.
Warum? Als ausgebildeter Bronzegießer weiß ich, dass es viele Herausforderungen und noch mehr Raum für Misserfolge gibt. Gerade weil sich in der Technologie, speziell der Schmelzöfen, so enorm viel entwickelt hat ist dies eine besonders spannender Abschnitt der Technikgeschichte. Als professioneller Hersteller von Dingen gehören Misserfolge zu den am wenigsten beliebten Themen, über die man reden möchte. Doch auch als Wissenschaftler hilft es, diese Notlage zu überwinden: Ohne Scheitern kann es keinen Fortschritt geben. Oder anders ausgedrückt: Wir sollten uns nicht mit unseren Hypothesen begnügen, sondern ständig versuchen, diese zu widerlegen!
Dieses Bild einer angeblich aus dem 15. Jahrhundert stammenden Büchse zeigt ein sehr frühes Ladesystem, das sich über Jahrhunderte hinweg nicht durchgesetzt hat. Technische Einschränkungen im Herstellungsprozess könnten dafür verantwortlich sein. Es konnte einfach nicht so problemlos hergestellt werden wie die weit verbreiteten Vorderlader. Quelle: Viking Swords Forum Thread 7364.
Buntmetallblech: Historische Rottombaklegierung nach Kundenspezifikation legiert und gewalzt
Buntmetallblech
Wer kennt das nicht, man möchte einen Gegenstand aus Buntmetallblech einer bestimmten Legierung herstellen, bspw. einen Helm der Urnenfelderzeit. Aber wie man es dreht und wendet, in der Industrie ist kein Blech der gewünschten Legierung zu bekommen. Unsere Industrie ist schlicht nicht daran interessiert Klein- und Kleinstunternehmen oder kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte zu beliefern. Aber das ist nun vorbei, denn das Labor für Archäometallurgie hat sich ein mittelgroßes Walzgerüst zugelegt mit dem Bleche bis max. 500 mm Breite gewalzt werden können. Dies geschieht in einem rein handwerklichen Prozess und kommt damit den Anforderungen, die die archäometallurgische Forschung stellt sehr nahe.
Das Labor für Archäometallurgie beschäftigt sich mit der Rekonstruktion vergangener Herstellungstechniken; hier geht es um das Walzen von Buntmetallblechen. Seit etwa einem Jahr arbeitet das Labor an der Herstellung von Blechen für den Blechblasinstrumentenbau, wobei historische Blechlegierungen hergestellt werden, diese zu Brammen gegossen und zu Blechen verarbeitet werden. Hierzu haben wir uns ein größeres Duowalzgerüst angeschafft, mit dem wir in handwerklicher Arbeitsweise Bleche in Sonderlegierungen herstellen können, die es kommerziell nicht mehr gibt. Insbesondere ist das neben der Herstellung für Instrumente, auch für die Herstellung der zahllosen ur- und frühgeschichtlichen Blechfunde, wie Gürtel, Situlen, Rüstungen, Helmen oder Schilden interessant. Umso mehr als wir nun für die Rekonstruktion derartiger Gegenstände nun nicht mehr auf die geringe Auswahl an ohnehin schwierig zu beschaffender Bronzebleche gebunden sind.
Der Film vermittelt einen Eindruck von den Versuchen zur Herstellung er Bleche, denn nicht eine Buntmetalllegierung gleicht der anderen. Einige lassen sich sehr gut gießen und nur mit viel Aufwand zu Blechen verarbeiten, andere wiederum können nur heiß gewalzt werden, wieder andere möchten vorher mit dem Hammer bearbeitet werden. Vor dem Walzen wird die gewünschte Legierung hergestellt und danach in Brammen gegossen. Die Brammen werden wärmebehandelt und im Walzgerüst auf die gewünschte Stärke gewalzt.
Die Zapfenmacher gehörten zu den Rotschmieden. Hier geht es um die recht einfache Frage, wie das konische Loch des Zapfhahns bearbeitet wurde. Obwohl man das natürlich komplett manuell machen kann, wie ich das in den Kurzdokus gezeigt hatte, ist es höchst unwahrscheinlich, dass dies beispielsweise bei den Nürnberger Rotschmieden oder Zapfenmachern auch tatsächlich so gemacht wurde. Denn das Einschleifen der Küken in den Hahn erfordert selbst bei guter Passgenauigkeit beim Guss einige Stunden. Selbstverständlich ist es nicht der zeitliche Aufwand, der mich veranlasst hat, das Einschleifen des Kükens genauer zu untersuchen. Es sind diese Abbildungen in den Nürnberger Hausbücher der Zwölfbrüderstiftung und in Christoph Weigels Ständebuch .
Zapfenmacher Hans Zeuller
Rotschmied Hans Zeuller mit einer Konusreibahle. Quelle: Wikimedia Commons
Gut zu erkennen ist das Werkzeug mit dem Hans Zeuller die Innenseite des Zapfhahns bearbeitet. Es ist anzunehmen, dass es sich um eine Art konischer Reibahle handelt; also einem Werkzeug, Continue reading