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Mai 4 2018

Karolingische Bienenkorbglocke gegossen

Bastian Asmus

Eine Bienenkorbglocke für den Campus

Die Bienenkorbglocke für den Campus Galli ist erfolgreich gegossen. –Drei Anläufe waren notwendig eine vollständige Glocke zu gießen. Nun ist am 28.4.2018 zum ersten Mal seit hunderten von Jahren eine Bienenkorbglocke nach den Vorschriften des Theophilus Presbyter erfolgreich gegossen worden. Der Klang ist bereits jetzt – obgleich die Glocke noch nicht bearbeitet ist – atemberaubend und zeigt den für Bienenkorbglocken typischen, herben Klang. – Ich bin begeistert! Die Glocke von Canino ist nun nicht nur in ihrer Form und Gestalt, sondern auch in ihrer Herstellungsweise kompromisslos nach der vorzüglichen mittelalterlichen Handschrift des Theophilus Presbyter gefertigt worden . Die Glockengussexperimente auf dem Campus Galli sind damit endlich zu einem vorläufigen glücklichen Ende gekommen. Die Glocke kann noch bis Pfingsten auf dem Campus Galli als Rohguss betrachtet werden. Danach wird sie bearbeitet und auf dem Campus installiert.-

Henkel der Bienenkorbglocke

Angewandte Archäometallurgie: Der Henkel der vollständigen Bienenkorbglocke von Gussexperiment Nr. 3 im Jahr 2018.

 

Die Bienenkorbglocke

Die Bienenkorbglocke richtet sich in ihrer Form nach der ältesten bekannten gegossenen Bronzeglocke: Der Glocke von Canino.- Sie hat einen Durchmesser von 39 cm am Schlagring und wiegt 44 kg. Man beachte die dreieckigen Schall- oder Klanglöcher dieser Glocke aus dem 8./9. Jahrhundert. Auch Theophilus beschreibt diese noch im 12. Jahrhundert. Nach der einhelligen Meinung der Campanlogen tragen diese allerdings nicht zum Schall bei.

Canino bell drawing

Zeichnung der Glocke von Canino in der Erstpublikation dieses Fundes [zotpressInText item="{4ICDYHGU}"].

Bienenkorbglockenguss im Mittelalter ist nur  gemeinschaftlich zu schaffen

Neben vielen technischen Details auf die zu einem späteren Zeitpunkt noch eingegangen werden wird, ist das wohl wichtigste Fazit, dass ein großes und gut aufeinander eingespieltes Team vonnöten ist und den Guss erfolgreich zu meistern. Dies ist uns dieses Jahr in besonders guter Weise gelungen. Dies lässt auch ein paar Schlüsse für die Vergangenheit zu, denn es ist gute Kommunikation notwendig um den gesamten Prozess erfolgreich umzusetzen.

Einige Wermutstropfen bleiben dennoch

Zwar ist die Glocke vollständig, aber die zu untersuchenden Eigenschaften des Formlehms habe auch zu unerwünschten Effekten geführt. Zum einen wurde dieses Mal nur eine schlechtere Gussoberflächenqualität erreicht, zum anderen kam es erstmalig zum Bruch der Form. Durch die Verdämmung und besonnenes Handeln während des Gusses konnte die Glocke gerettet, werden, obwohl die Form unterhalb des Henkels gebrochen ist. Dennoch hat dies einen negativen Einfluss auf den Henkel gehabt, was im Bild ganz oben gut erkennbar ist.

Ausblick

Die nächste Glocke die ich auf diese Weise gießen werde ist die Glocke von Hachen. Diese ist heute im Glockenmuseum Grassmayr zu sehen, die ich aufgrund des überaus freundlichen Entgegenkommens von Seiten Johannes Grassmayrs im dortigen Museum vermessen darf.  In diesem Versuch werden neben bewährten Lehmrezepturen, weitere Feinheiten des Formbrandes, sowie der Schmelzführung untersucht werden.

Literatur

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Links

Infothek Artikel auf der Campus Galli Webseite

Südkurier Artikel vom 2.5.2018

Artikel auf Schwaebische.de vom 30.4.2018


Jan 20 2018

Hinterladerbüchse – Teil 1 – virtuelle Rekonstruktion

Bastian Asmus

In dieser Artikelserie werde ich versuchen herauszufinden, wie man eine ganz bestimmte Hinterladerbüchse im speziellen und frühe Buntmetallfeuerwaffen im Allgemeinen herstellt, bzw. wie man sie mit der damaligen Technologie herstellen hätte können. Ich bin nicht all zu sehr am Schießen interessiert, aber umso mehr fasziniert vom frühen Büchsenguss des 14. und 15., und auch noch ein wenig vom Büchsenguss des 16. Jahrhundert.
Warum? Als ausgebildeter Bronzegießer weiß ich, dass es viele Herausforderungen und noch mehr Raum für Misserfolge gibt.  Gerade weil sich in der Technologie, speziell der Schmelzöfen, so enorm viel entwickelt hat ist dies eine besonders spannender Abschnitt der Technikgeschichte. Als professioneller Hersteller von Dingen gehören Misserfolge zu den am wenigsten beliebten Themen, über die man reden möchte. Doch auch als Wissenschaftler hilft es, diese Notlage zu überwinden: Ohne Scheitern kann es keinen Fortschritt geben. Oder anders ausgedrückt: Wir sollten uns nicht mit unseren Hypothesen begnügen, sondern ständig versuchen, diese zu widerlegen!

Early breech loaded handgonne.

Dieses Bild einer angeblich aus dem 15. Jahrhundert stammenden Büchse zeigt ein sehr frühes Ladesystem, das sich über Jahrhunderte hinweg nicht durchgesetzt hat. Technische Einschränkungen im Herstellungsprozess könnten dafür verantwortlich sein. Es konnte einfach nicht so problemlos hergestellt werden wie die weit verbreiteten Vorderlader. Quelle: Viking Swords Forum Thread 7364.

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Nov 14 2017

Buntmetallblech

Bastian Asmus
Buntmetallblech: Rottombak, Stärke 0,35 mm

Buntmetallblech: Historische Rottombaklegierung nach Kundenspezifikation legiert und gewalzt

Buntmetallblech

Wer kennt das nicht, man möchte einen Gegenstand aus Buntmetallblech einer bestimmten Legierung herstellen, bspw. einen Helm der Urnenfelderzeit. Aber wie man es dreht und wendet, in der Industrie ist kein Blech der gewünschten Legierung zu bekommen. Unsere Industrie ist schlicht nicht daran interessiert Klein- und Kleinstunternehmen oder kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte zu beliefern. Aber das ist nun vorbei, denn das Labor für Archäometallurgie hat sich ein mittelgroßes Walzgerüst zugelegt mit dem Bleche bis max. 500 mm Breite gewalzt werden können. Dies geschieht in einem rein handwerklichen Prozess und kommt damit den Anforderungen, die die archäometallurgische Forschung stellt sehr nahe.

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Das Labor für Archäometallurgie beschäftigt sich mit der Rekonstruktion vergangener Herstellungstechniken; hier geht es um das Walzen von Buntmetallblechen. Seit etwa einem Jahr arbeitet das Labor an der Herstellung von Blechen für den Blechblasinstrumentenbau, wobei historische Blechlegierungen hergestellt werden, diese zu Brammen gegossen und zu Blechen verarbeitet werden. Hierzu haben wir uns ein größeres Duowalzgerüst angeschafft, mit dem wir in handwerklicher Arbeitsweise Bleche in Sonderlegierungen herstellen können, die es kommerziell nicht mehr gibt. Insbesondere ist das neben der Herstellung für Instrumente, auch für die Herstellung der zahllosen ur- und frühgeschichtlichen Blechfunde, wie Gürtel, Situlen, Rüstungen, Helmen oder Schilden interessant. Umso mehr als wir nun für die Rekonstruktion derartiger Gegenstände nun nicht mehr auf die geringe Auswahl an ohnehin schwierig zu beschaffender Bronzebleche gebunden sind.

Der Film vermittelt einen Eindruck von den Versuchen zur Herstellung er Bleche, denn nicht eine Buntmetalllegierung gleicht der anderen. Einige lassen sich sehr gut gießen und nur mit viel Aufwand zu Blechen verarbeiten, andere wiederum können nur heiß gewalzt werden, wieder andere möchten vorher mit dem Hammer bearbeitet werden. Vor dem Walzen wird die gewünschte Legierung hergestellt und danach in Brammen gegossen. Die Brammen werden wärmebehandelt und im Walzgerüst auf die gewünschte Stärke gewalzt.

 


Okt 25 2017

Kurzdoku – Lieblingswerkzeug der Zapfenmacher?

Bastian Asmus


Eine Konusreibahle für den Zapfenmacher

Die Zapfenmacher gehörten zu den Rotschmieden. Hier geht es um die recht einfache Frage, wie das konische Loch des Zapfhahns bearbeitet wurde. Obwohl man das natürlich komplett manuell machen kann, wie ich das in den Kurzdokus gezeigt hatte, ist es höchst unwahrscheinlich, dass dies beispielsweise bei den Nürnberger Rotschmieden oder Zapfenmachern auch tatsächlich so gemacht wurde. Denn das Einschleifen der Küken in den Hahn erfordert selbst bei guter Passgenauigkeit beim Guss einige Stunden. Selbstverständlich ist es nicht der zeitliche Aufwand, der mich veranlasst hat, das Einschleifen des Kükens genauer  zu untersuchen. Es sind diese Abbildungen in den Nürnberger Hausbücher der Zwölfbrüderstiftung und in Christoph Weigels Ständebuch .

Zapfenmacher Hans Zeuller

Rotschmied und Zapfenmacher Hans Zeuller

Rotschmied Hans Zeuller mit einer Konusreibahle. Quelle: Wikimedia Commons

Gut zu erkennen ist das Werkzeug mit dem Hans Zeuller die Innenseite des Zapfhahns bearbeitet. Es ist anzunehmen, dass es sich um eine Art konischer Reibahle handelt; also einem Werkzeug, Continue reading


Sep 17 2017

Film: Ein Zapfhahn aus dem 15. Jahrhundert

Bastian Asmus

Rekonstruktion: Funktionaler Zapfhahn aus dem frühen 15. Jahhundert.

Rekonstruktion: Zapfhahn des frühen 15. Jahrhunderts. Fundort ist Zürich, Schweiz.

Vor längerem habe ich einen Zapfhahn für einen Re-enactment Brauer hergestellt. Ich konnte bereits Erfahrung mit der Herstellung von Zapfhahnen sammeln, als ich meine Aquamanilen machte. Deshalb entschloss ich mich dazu den Herstellungsprozess dokumentarisch zu begleiten. Mittelalterliche Zapfhahne haben oft einen stilisierten Hahn als Griff am Küken.  Ab dem ausgehenden Mittelalter stellte der Zapfenmacher die Zapfhahne oder Zapfen her. Eines der Zentren war Nürnberg. Aus den Mendel’schen und Landauer’schen Hausbüchern der Zwölfbrüderstiftungen kennen wir zahlreiche Abbildungen dieser Objekte und ihrer Herstellung.  Interessant ist, dass der Prozessschritt zur Herstellung der Zapfhahne immer nur die Nacharbeit, nie aber das Formen zeigt. Immerhin gibt die Abbildung des Rotschmieds von Jost Amann in Hans Sachs Eygentlicher Beschreibung aller Stände auf Erden  einen Hinweis auf den Formstoff.

Im Hintergrund sind Lehmklumpen zu erkennen, die als Rohstoff für das Formmaterial gedient haben dürften. Noch einmal etwas später. im 17. Jahrhundert stellt Christoph Weigel den Zapfenmacher dar . Hier hatte sich also innerhalb eines Jahrhunderts eine starke Spezialisierung entwickelt.

Kurz-Doku: Zapfhahn, Geschichte und Herstellung

In den Filmen geht es nicht um ein strenges archäologisches Experiment. Vielmehr geht es darum einige Hypothesen zur Herstellungstechnik zu überprüfen. In erster Linie waren dies:

  1. Kann man ein genau passendes Wachsmodell Zapfhahn und Küken herstellen
  2. kann man dieses so gießen, dass wenig Nacharbeit anfällt,
  3. lässt sich das Einschleifen des Kükens in den Zapfhahn manuell meistern?

Viel Spaß beim Schauen. Wie immer freue ich mich über Kritik, Fragen oder Anregungen

 

Im ersten Teil geht es um die Geschichte des Zapfhahns, sowie die Herstellung des Wachsmodells.


 

Im zweiten Teil geht es um das Einformen des Wachsmodells, das Gießen des Zapfhahns und das erste Putzen nach dem Guss.

Im dritten Teil geht es darum den gegossenen Zapfhahn fertig zu stellen. Das heißt es muss geschruppt, gefeilt, gebohrt und geschliffen werden. Besonders spannend war das Einschleifen des Kükens in das Nest des Hahns. Tatsächlich lassen sich mit einfachsten Mitteln absolut dichte Zapfhahne herstellen.

Literatur

Stephan Möslein (2008) ‘Frühbronzezeitliche Depotfunde im Alpenvorland – neue Befunde’, in. Vorträge des 26. NIederbayerischen Archäologentages, Deggendorf, Rahden/Westfalen, pp. 109–130.
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‘Ingots and Insights: Reflections on RIngs and Ribs’ (no date) in, pp. 229–243.
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Apr 7 2016

Glockengießerei nach Theophilus Presbyter

Bastian Asmus

Glockengießerei nach Theophilus Presbyter. Photo: Oliver Bonstein

Guss der Glockenspeise während des Gusses einer Bienenkorbglocke. Photo: © Oliver Bonstein 2015.

Im neuesten Anschnitt ist soeben ein Artikel zur experimentellen Glockengießerei nach Theophilus Presbyters Glockengusskapitel erschienen .

Der Artikel behandelt neben der Beschreibung des archäometallurgischen Versuchs auch die archäologischen und historischen Quellen zur Glockengießerei. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Rekonstruktion des Formstoffs, sowie der Rekonstruktion eines von Theophilus Presbyters beschriebenen Schmelzofen, der nach dem Kaminprinzip arbeitet. Überlegungen und Berechnungen zum Energiebedarf runden den Artikel ab. Es konnte z.B. gezeigt werden, dass mit Theophilus‘ Ofen eine Metallmenge von 44 kg Glockenspeise (CuSn20) mit nur 36 kg Holzkohle schmelzen ließ.

Abstract

article-iconDer Autor Theophilus Presbyter hat uns ein sehr umfangreiches Manuskript hinterlassen in welchen er den Stand der Technik des 12. Jahrhunderts dokumentiert. Er behandelt darin Malerei, Glasherstellung, Goldschmiedekunst, Schmieden, Orgelbau und die Gießerei. Außerdem wird beschrieben, welche Werkzeuge notwendig und wie diese herzustellen sind.

Ein Kapitel ist dem Glockenguss gewidmet. Es ist das umfangreichste in Theophilus‘ Schedula und beschreibt den Prozess sehr detailliert. Dieser Artikel beschreibt einen Versuch zum Glockenguss, der sich an die Vorschriften aus Theophilus Presbyters gleichnamigen Kapitel hält und dabei die archäologischen Funde und Befunde zum frühen Glockenguss berücksichtigt.

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