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Jul 18 2015

Der unredliche Glockengießer

Bastian Asmus
Notker_der_Stammler

Notker Balbulus, auch Notker von St. Gallen. Autor der Notkeri Gesta Karoli. Miniatur aus dem 10. Jahrhundert. Quelle: Gemeinfreies Bild. Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon

Heute soll es um eine spannende Quelle des 9. Jahrhunderts gehen, mit der mich Erik Reuter vom Campus Galli Projekt im Rahmen des Glockengusses bekannt machte. Bezeichnenderweise geht es dabei um den unredlichen Glockengießer, der den edlen und gerechten Kaiser Karl (den Großen) hinter’s Licht führte und dafür seine gerechte Strafe erhielt. Die Quelle, Notkeri Gesta Caroli entstand erst etliche Jahrzehnte nach Karls Tod. Sie stammt aus der Feder des Notker von St. Gallen, genannt der Stammler, und trägt bereits einiges zur Legendenbildung um Karl den Großen bei;  so auch mit dieser, wenngleich für den Glockengießer weniger amüsanten Anektdote .

40. Der unredliche Glockengießer (800-814)

Dort war auch ein Künstler, der in allen Erz- und  Glasarbeiten alle anderen übertraf. Als nun der Mönch Tanco von Sankt Gallen eine vortreffliche Glocke goß und der Kaiser sich nicht wenig über ihren Klang wunderte, da sprach jener überragende, aber unglückliche Meister im Erzguss: Herr Kaiser, laß mir viel Kupfer herbeischaffen, damit ich es läutere, und statt Zinn laß mir Silber geben, soviel ich brauche, wenigstens hundert Pfund, und ich gieße Dir eine Glocke, daß verglichen mit ihr diese Glocke verstummt. Da ließ der freigebigste der Könige, der trotz seines Reichtums, den er im Überfluß hatte, doch sein Herz nicht daran hing, ihm ohne weiteres alles, worum man bat, zur Verfügung stellen. Jener Elende nahm das alles und ging fröhlich hinweg. zwar schmolz und läuterte er die Glockenspeise, aber statt des Silber verwendete er reinstes Zinn und brachte so in kurzer zeit eine Glocke, viel besser als die vortrefflichste, aus der Mischmasse fertig, und nachdem sie geprüft war, zeigte er sie dem Kaiser. Dieser bewunderte sie sehr wegen ihrer unvergleichlichen Schönheit, dann ließ er den Klöppel einfügen und sie im Glockenturm aufhängen. Dies geschah unverzüglich, aber als der Küster der Kirche und die übrigen Kapläne, auch fahrende Schüler einander ablösend sie zum Läuten bringen versuchten, brachten sie nichts zuwege. Schließlich griff unwillig der Schöpfer des Werks und Urheber des unerhörten Betrugs zum Seil und zog die Glocke. Und siehe da kam aus ihrer Mitte der Klöppel herab auf sein Haupt mit seiner Sündhaftigkeit, drang durch seinen bereits toten Leib und kam mit seinen Eingeweiden und seinem Gemächte zu Boden. Die erwähnte Silbermasse aber wurde aufgefunden und der gerechte Karl ließ sie unter den Armen verteilen.

Mit dem Mönch Tanco von St. Gallen wird ein erfahrener Glockengießer genannt, der von Karl dem Großen beauftragt wurde eine bronzene Glocke für die Aachener Münsterkirche zu gießen .

Literatur

Meineke, E. et al. (1998) ‘Glocke : Germanische Altertumskunde Online’, Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Berlin, New York. Available at: http://www.degruyter.com/view/GAO/RGA_1976 (Accessed: 18 July 2015).
Nonn, U. (2007) Quellen zu Alltagsgeschichte in Früh- und Hochmittelalter. Darmstadt.

Feb 3 2013

Mittelalterliches Kupfer aus dem Harz

Bastian Asmus

[tab: Beschreibung]

Bastian Asmus 2012:

Medieval Copper Smelting in the Harz Mountains, Germany (= Montanregion Harz, Bd 10 [Hg. Christoph Bartels, Karl Heinrich Kaufhold und Rainer Slotta]), Bochum (Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum Nr 191), 2012, ISBN 13: 978-3-937203-63-8

395 Seiten, englisch, farbig, Appendix zur mikroskopischen Identifizierung (Auflichtpolarisationsmikoskopie) von Schlackenphasen, Metallphasen und Erzmineralien, sowie deren Analysen mittels REM-EDX, EMS-WDX und RFA zur pauschalchemischen Charakterisierung.

44,- Euro

Mittelalterliches Kupfer aus dem Harz

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Auswertung eines hochmittelalterlichen Hüttenplatzes im Harz, unweit des UNESCO Welterbes Rammelsberg und Goslar. Es ist mit über 1000 m2 Fläche die bis dato unfangreichste montanhistorische Ausgrabung im Harz. Es handelt sich um einen Hüttenplatz an dem das polymetallische Rammelsbergerz auf Kupfer, Blei und Silber verhüttet wurde. Der Platz kann als typisches Beispiel für einen hochmittelalterlichen Schmelzplatz im Harz angesehen werden. Besonderer Wert wurde auf eine interdisziplinäre Herangehensweise gelegt und dabei historische, archäologische, naturwissenschaftliche Quellen herangezogen.

[tab: Deutsches Abstract]

Kurzzusammenfassung

Der Rammelsberg im Harz gehört zu den größten Metalllagerstätten weltweit und wurde für mindestens ein Jahrtausend kontinuierlich genutzt. Bis heute sind die die genauen Prozesse der Metallherstellung aus Rammelsberger Erzen nur unzureichend verstanden. Die vorliegende Arbeit hat die archäometallurgische Auswertung der bisher umfangreichsten Grabung zum Montanwesen des Hochmittelalters im Harz. Es wurden mehr als 1000 m2 archäologisch untersucht. Der Fundplatz Huneberg kann als einer für den Harz typischen Schmelzplatz des ausgehenden 12. Jahrhunderts betrachtet werden.

In der historischen Literatur wurde der Rammelsberg im 20. Jahrhundert als Silberberg verklärt, wohin neuere montanhistorische Studien nahelegen dass der Rammelsberg im hohen Mittelalter als Kupferlieferant anzusehen sei, da der Silbergehalt der Erze zu gering sei. Moderne lagerstättenkundliche Untersuchen klassifizieren den Rammelsberg als Blei-Zink Lagerstätte. Vor diesem Hintergrund wurde eine archäometallurgische Untersuchungen der Verhüttungsrelikte durchgeführt um zur Beantwortung der Fragen nach der Natur der hergestellten Metalle und deren Herstellungsprozessen bei zu tragen. Die naturwissenschaftliche Untersuchungen von Schlacken, metallurgischem Stein, Erzen, Ofenlehmen und metallischen Resten bilden die Basis für einen Einblick in die komplexen Herstellungsprozesse mittelalterlicher Hüttenleute. Die Rekonstruktion der Hüttentechnologie wurde mit den Quellen so bedeutender Zeitzeugen wie Theophilus Presbyter oder Albertus Magnus verglichen. Die Rekonstruktion geht von einem mehrstufigen Prozess der Anreicherung von Kupfer und Blei in zwei parallel laufenden Prozessen aus. In den drei Öfen des Hunebergs liefen demnach unterschiedliche Prozesse ab, die sich grob folgendermaßen darstellen. Im größten Ofen fand das Rohschmelzen statt, bei dem das nicht zu klaubende Rammelsberg Erz in eine kupferreiche und eine bleireiche Charge separiert wurde. Diese beiden Char- gen wurden jeweils für sich in je einem weiteren Ofen zu metallischem Blei und Kupfer verarbeitet. Das Blei kann als Werkblei charakterisiert werden, wurde aber nicht vor Ort abgetrieben. Eine direkte Silberproduktion fand am Fundplatz nicht statt.
Am Fundplatz wurden rund 1.6 t Schlacke gefunden, was eine Berechnung der Gesamtkupferproduktion von 600 kg erlaubt. Es ist davon auszugehen, dass das Blei in einem ähnlichen Umfang produziert wurde. Dieses würde wiederum bedeuten, dass im Blei etwa 1.4 kg Silber vorhanden waren.

[tab: Bestellung]

Bestellung

44,- Euro zzgl. Versandkosten

Online auf den Seiten des Deutschen Bergbau-Museums

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