Der unredliche Glockengießer
Bastian Asmus
Notker Balbulus, auch Notker von St. Gallen. Autor der Notkeri Gesta Karoli. Miniatur aus dem 10. Jahrhundert. Quelle: Gemeinfreies Bild. Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon
Heute soll es um eine spannende Quelle des 9. Jahrhunderts gehen, mit der mich Erik Reuter vom Campus Galli Projekt im Rahmen des Glockengusses bekannt machte. Bezeichnenderweise geht es dabei um den unredlichen Glockengießer, der den edlen und gerechten Kaiser Karl (den Großen) hinter’s Licht führte und dafür seine gerechte Strafe erhielt. Die Quelle, Notkeri Gesta Caroli entstand erst etliche Jahrzehnte nach Karls Tod. Sie stammt aus der Feder des Notker von St. Gallen, genannt der Stammler, und trägt bereits einiges zur Legendenbildung um Karl den Großen bei; so auch mit dieser, wenngleich für den Glockengießer weniger amüsanten Anektdote .
40. Der unredliche Glockengießer (800-814)
Dort war auch ein Künstler, der in allen Erz- und Glasarbeiten alle anderen übertraf. Als nun der Mönch Tanco von Sankt Gallen eine vortreffliche Glocke goß und der Kaiser sich nicht wenig über ihren Klang wunderte, da sprach jener überragende, aber unglückliche Meister im Erzguss: Herr Kaiser, laß mir viel Kupfer herbeischaffen, damit ich es läutere, und statt Zinn laß mir Silber geben, soviel ich brauche, wenigstens hundert Pfund, und ich gieße Dir eine Glocke, daß verglichen mit ihr diese Glocke verstummt. Da ließ der freigebigste der Könige, der trotz seines Reichtums, den er im Überfluß hatte, doch sein Herz nicht daran hing, ihm ohne weiteres alles, worum man bat, zur Verfügung stellen. Jener Elende nahm das alles und ging fröhlich hinweg. zwar schmolz und läuterte er die Glockenspeise, aber statt des Silber verwendete er reinstes Zinn und brachte so in kurzer zeit eine Glocke, viel besser als die vortrefflichste, aus der Mischmasse fertig, und nachdem sie geprüft war, zeigte er sie dem Kaiser. Dieser bewunderte sie sehr wegen ihrer unvergleichlichen Schönheit, dann ließ er den Klöppel einfügen und sie im Glockenturm aufhängen. Dies geschah unverzüglich, aber als der Küster der Kirche und die übrigen Kapläne, auch fahrende Schüler einander ablösend sie zum Läuten bringen versuchten, brachten sie nichts zuwege. Schließlich griff unwillig der Schöpfer des Werks und Urheber des unerhörten Betrugs zum Seil und zog die Glocke. Und siehe da kam aus ihrer Mitte der Klöppel herab auf sein Haupt mit seiner Sündhaftigkeit, drang durch seinen bereits toten Leib und kam mit seinen Eingeweiden und seinem Gemächte zu Boden. Die erwähnte Silbermasse aber wurde aufgefunden und der gerechte Karl ließ sie unter den Armen verteilen.
Mit dem Mönch Tanco von St. Gallen wird ein erfahrener Glockengießer genannt, der von Karl dem Großen beauftragt wurde eine bronzene Glocke für die Aachener Münsterkirche zu gießen .
Literatur
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Nonn, U. (2007) Quellen zu Alltagsgeschichte in Früh- und Hochmittelalter. Darmstadt.
September 23rd, 2015 at 17:16
[…] Man könnte nun die Witterung als Ausrede anführen, oder dass hin und wieder mehr als ein paar Hände fehlten, oder oder dass ja der Kern mal gebrochen war und man deshalb hinter dem Zeitplan sei. Aber das wäre alles unredlich – und wie das endet kann man hier nachlesen… […]