Intensivkurs zum prähistorischen Bronzeguss | archaeometallurgie.de | archaeometallurgie.de

Kurs zum prähistorischen Bronzeguss

Bastian Asmus

BIld eines frisch gegossenen BronzebeilsEs ist soweit: Im April wird es wieder einen Kurs zum prähistorischen Bronzeguss geben. Der zweitägige Intensivkurs wird am 26. und 27. April 2014  im Freilichtmuseum Heuneburg im Rahmen der Heuneburg-Akademie stattfinden.

Der erste Tag beginnt mit einer kurzen Einführung, bei dem die grundsätzlichen Möglichkeiten des prähistorischen Bronzegusses geklärt werden: Wachsausschmelzverfahren, Steinformen, Metallformen, Herdguss, Sandformverfahren, usw. Dazu gehört neben  vielen Anschauungsobjekten auch eine fachlich-theoretische Einführung, die handwerklich, archäologische und materialwissenschaftliche Aspekte klärt.Die praktischen Arbeiten umfassen das Präparieren des Lehms für den Ofen, die Klärung der Funktionsweise des Ofens, sowie der Bau des Ofens. Dabei werden die Eigenschaften erörtert, die den Lehm so besonders geeignet machen.
Im Anschluss wird Wachs ausgegeben, mit dem sich die Teilnehmer ein Modell formen. Hierzu liegt ausreichend Anschauungsmaterial in Form von Objekten, Bildern und Ausstellungsstücken vor um sich inspirieren zu lassen. Das Modellieren erstreckt sich über den größten Teil des ersten Tages. Nun muss das Material für den Formenbau vorbereitet werden.

Bild des Brandes der Gussformen für den prähistorischen Bronzeguss

Exklusiver Blick in den Brennofen: Zu sehen sind zwei rot glühende Gussformen für den prähistorischen Bronzeguss.

Dazu mahlen die Teilnehmer alte Lehmformen auf, schneiden Tierhaare mit bronzenen Messern, mischen das Ganze mit Tonpulver und Wasser und schlagen den Formlehm für etwa eine viertel Stunde. Die Wachsmodelle werden mit Einguss- und Abluftkanälen versehen und danach in dem frischen Formlehm eingebettet. Gegen Nachmittag sollten alle Modelle eingeformt sein und das Trocknen kann beginnen. Am späten Nachmittag wird der Ofen das erste Mal befeuert, um die Formen aktiv zu trocknen, und gegen Abend wird in den ersten Formen das Wachs beginnen zu schmelzen. An diesem Tag wird eine Spätschicht notwendig, bei denen die Formen soweit vorbereitet werden, dass diese den Brand, der über Nacht stattfindet, unbeschadet überstehen. Am Abend werden die Formen in den Ofen gelegt und gebrannt.

Am zweiten Tag findet der Bronzeguss statt. Die Formen werden aus dem Ofen genommen und auf Risse oder Beschädigungen untersucht. Der Ofen wird angefeuert und mit einem Tiegel mit Bronze bestückt. Die Teilnehmer schmelzen unter Anleitung das Metall auf. Die Formen werden für den Guss vorbereitet und dann mit flüssigem Metall ausgegossen. Dies wird je nach Teilnehmerzahl den größeren Teil dieses Tages einnehmen. Die Güsse werden dann vom Abluft- und Eingusskanal mit bronzenem Hammer und Meißel befreit und dann auf Schleifsteinen verschiedener Körnung in Form geschliffen und eventuell poliert. Am Ende dieses Tages sollten alle Teilnehmer einen fertigen Bronzegegenstand besitzen. Am zweiten Tag ist neben dem Guss auch etwas mehr Zeit für Erklärungen vorhanden. Themen die angesprochen werden sind u.a.: welche Ofenkonstruktionen gibt es? Muss man immer mit Blasebalg arbeiten? Was ist Bronze genau, und wie verläuft der Schmelzprozess? Woher kommt die Bronze? Wie verhüttet man Kupfer?

Ich lege ganz besonderen Wert auf die Durchdringung der Disziplinen Archäologie, Materialwissenschaft und dem archäologischen Nichteisenmetallhandwerk. Insbesondere der Kupfermetallurgie nähere ich mich von den unterschiedlichsten Perspektiven. Neben dem rein fachlichen Ablauf, der oben beschrieben wurde, lege ich Wert darauf, dass die Schulungen einen hohen Freizeitwert aufweisen. Aus diesem Grund soll es den Besuchern möglich sein, ein wenig tiefer in den Lebensalltag der vergangenen Epochen einzutauchen. Hierzu wird mit z.B. authentischer Keramik und/oder Bronzegrapen am offenen Feuer gekocht und gegrillt. Die Vermittlung der Inhalte verläuft praxisnah und parallel zum Kursgeschehen auf interaktiver Basis. Je nach Interessenlage der Teilnehmer kann die Schulung auch von einem Vortrag zur frühesten Geschichte des Kupfers und der Bronze begleitet werden.

Teilnehmer

Teilnehmen kann jeder, der sich für alte metallurgische Technologien wie den Bronzeguss interessiert und ein wenig handwerkliches Geschick mitbringt. Der Kurs richtet sich jedoch besonders an Teilnehmer die mehr als nur eine eine Anleitung zum Bronzeguss wünschen, sondern auch erfahren warum die verschiedenen Verfahrensabläufe durchgeführt werden. Hier tauchen wir in die Welt der Materialwissenschaft ein, die uns oft erklären kann, ob und warum ein Prozess stattfinden
kann. Maximal 10 Teilnehmer. Kosten 250 Euro/Person.

Zum Kursleiter

Prähistorischer Bronzeguss. Intensivkurs mit Dr. Bastian Asmus.Bastian Asmus begann seinen Weg zum Archäometallurgen mit einer Ausbildung zum Kunstgießer im Jahre 1993. 1996 schloss er diese als Bundessieger in seinem Handwerk ab. Darauf folgte ein Jahr in einer Kunstgießerei in Wien, in der er u.a. für Bildhauer wie Alfred Hrdlicka arbeitete und das aussterbende Handwerk des Kunstsandformens zu  erlernen, mit dem bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts die meisten Bronzeplastiken gegossen wurden. 1997 begann er ein Studium der
Ur-und Frühgeschichte in Tübingen und schloss dieses im 2003 an der University of Cape Town als Master of Science in Archaeology ab.
Bastian Asmus promovierte von 2006 – 2010 über die chemischen, mineralogischen und mittelalterarchäologischen Aspekte der hochmittelalterlichen Kupfer-, Blei-, und Silberverhüttung am Rammelsberg im Harz am University College London.
Seit 2013 ist er als Lehrbeauftragter am Institut für archäologische Wissenschaften der Albert Ludwig Universität Freiburg tätig und bietet dort Lehrangebote zur Archäometallurgie an.
Seit 1999 bietet er Kurse und Vorführungen rund um die spannende Geschichte des Metalls an. Seit dieser Zeit beschäftigt er sich wissenschaftlich mit der experimentellen Archäometallurgie und hat an unzähligen wissenschaftlichen archäometallurgischen Experimenten teilgenommen, wie etwa Versuche zum  Messingherstellungsprozess nach dem Galmeiverfahren in Belgien oder Versuche zur frühesten Kupfermetallurgie der Welt in Serbien.


4 Responses to “Kurs zum prähistorischen Bronzeguss”

  • Bastian Asmus Says:

    Stefan,
    es freut mich dass Dir der Kurs gefallen hat und Du etwas mitnehmen konntest.
    Ein weiterer Teilnehmer hat hier seine Eindrücke zusammen gefasst:
    http://bookandsword.com/2014/05/03/when-the-bronze-is-like-a-mirror/

  • S. Müller Says:

    Blicke auf ein eindrucksvolles Wochenende zurück…
    Am 26. und 27. April 2014 fand der Kurs zum prähistorischen Bronzeguss im Freilichtmuseum Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen statt.
    Nach kurzem theoretischem Exkurs in die Archäometallurgie und die Methoden der bronzezeitlichen Metallgewinnung hat Herr Asmus uns in die Techniken der Wachsmodellherstellung eingewiesen und jeden von uns ein oder mehrere individuelle Stücke herstellen lassen. Am Ende des ersten Tages wurden die Modelle in Formlehm eingebettet; diese Formen wurden schließlich am Holzkohlefeuer gebrannt, das Wachs schmolz dabei aus.
    Der zweite Tag war dem Höhepunkt des Kurses – dem Bronzeguss – gewidmet, bei dem jeder Teilnehmer beim Schüren des Feuers mit den Blasebälgen, der Entnahme des Tiegels aus der glühenden Holzkohle und dem eigentlichen Gießvorgang in die Lehmformen selbst Hand anlegen konnte.
    Nicht zuletzt dank der vielseitigen Interessen und Fragestellungen der äußerst interessierten Teilnehmer aus allen Altersgruppen und der kenntnisreichen, entspannten und doch zeitlich gut organisierten Unterweisung des Kursleiters war dieses praktische Seminar ein außergewöhnliches Erlebnis und verbleibt in guter, in meinem Fall fast mystischer Erinnerung, auch wenn das eine oder andere Probestück nach dem Guss seine Anfängerfehler davongetragen hat. Mit dazu beigetragen hat die prähistorische Kulisse der Heuneburg, die insbesondere beim abendlichen Grillen und der Übernachtung in einem der rekonstruierten Gebäude zur Geltung kam.
    Eine einmalige Gelegenheit, einmal in die Vergangenheit abzutauchen und dabei am praktischen Beispiel zu erfahren, mit welchem Arbeitsaufwand unsere Altvorderen die Metallgerätschaften und Kulturgüter hergestellt hatten, die vereinzelt gut erhalten bis heute überdauert haben.

  • Susan Stock Says:

    The videos are terrific! I can not attend but hope that you will be recording the sessions and
    possibly make them available on-line?
    Many thanks, susan stock

    • Bastian Asmus Says:

      Susan,
      thanks for your kind words (:
      I will not be making videos on these course days because I want to spend the days with the course participants. I do however have a couple of film ideas which I would like to bring to fruition and which will feature the making of elaborated cast medieval sculptures. Be sure to come back and visit from time to time.
      Bastian
      bastian

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