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Ein Löwenaquamanile wie aus der Romanik

Bastian Asmus

Löwenaquamanile im rohen Gusszustand

Das Löwenaquamanile direkt nach dem Guss. Das Aquamanile ist unbearbeitet!

Ein Löwenaquamanile aus der Romanike, sowei weitere Aquamanile hatte ich bereits modelliert und gegossen, aber das Thema lässt mich nicht mehr los. Hier ist also der nächste in der Familie, und er wird nicht der letzte sein. Es fehlen z.B. noch Senmurph, Drache und Einhorn…

Warum dieses Löwenaquamanile

Dieses Löwenaquamanile ist besonders, weil er eine seltene und auffällige seitliche Drehung des Kopfes zur Seite besitzt. Außerdem ist das „typische Programm“, bei dem der Wyvern –  der zweibeinige, geflügelte Drachen – nicht dem Löwen ins Genick beißt, sondern umgekehrt: Der Löwe dem Drachen ins Genick! Vielleicht muss der Löwe deshalb so grinsen, weil er dem Plagegeist Herr geworden ist..

Metalllegierung

Die Metalllegierung habe ich entsprechende der des Originals hergestellt. . Es handelt sich um eine Legierung mit vier Hauptbestandteilen, nach ihrem Anteil in absteigenden Massenanteilen sind dies Kupfer, Zink, Zinn und Blei.

Diese wird von den Kollegen, wie z.B.  Dandrigde als „quarternary alloy“ bezeichnet. In vorliegenden Falle besitzt dieses Löwenaquamanile die folgende Zusammensetzung in Masse-%:

Cu Zn Sn Pb
81,3 9,0 4,7

3,5

Diese Legierung wäre nach heutiger Terminologie eine bleihaltige Rotgusslegierung, für die es allerdings kein modernes Pendant gibt. Aufgrund ihrer Gehalte an Zink und Zinn ist diese gut gießbar, da die Zinn- und Zinkionen im Kristallgitter die gleichen Plätze einnehmen. Das Blei verbessert die spanbrechenden Eigenschaften, so dass sich diese Kupferlegierung gut bearbeiten lässt. Der Bleianteil verbessert die Dichtigkeit des Gefüges, was bei einem Wassergefäß durchaus erwünscht ist. Der Bleianteil hat einen negativen Effekt auf die Umformbarkeit des Gussstücks – Bleche lassen sich hieraus nicht fertigen – dies ist aber in diesem Anwendungsfall auch nicht gefragt.

Zweifellos waren hier Handwerker am beteiligt, die genau wussten, was sie taten, denn diese Legierung hat genau die Eigenschaften die sie benötigt.

Wachsmodell eins Löwenaquamaniles

Bienenwachsmodell eines Löwenaquamaniles nach einem Vorbild aus dem 13.Jahrhundert

Das Löwenaquamanile wurde in Handarbeit aus Bienenwachs modelliert. Dies hat in etwa 10 volle Arbeitstage in Anspruch genommen. Dies ist nicht als Hinweis zu deuten, dass dies in der Vergangenheit ähnlich lange gedauert hat. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass das Modellieren schneller von statten ging. Die Handwerker konnten  frei modellieren, und mussten keine genaue Kopie eines vorhandenen Objekts herstellen! Die Detailarbeiten beanspruchen den größeren Teil der Arbeitszeit.

In den nächsten Wochen werde ich die Oberfläche des Löwenaquamaniles bearbeiten und den Forstschritt hier in Wort und Bild dokumentieren. Spannend dürften dabei die Arbeiten werden, die sich mit dem Verschließen, der diversen gusstechnisch bedingten Öffnungen befassen, denn ein WIG Schweißgerät stand dem mittelalterlichen Handwerker nicht zur Verfügung…

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