Aluminium Guss
Die Arbeit des Archäologen lässt sich auch an modernen Artefakten studieren. Ich möchte hier die Geschichte der Rekontruktion eines „modernen“ industriell gefertigten Teiles zeigen. Die Paralllelen zur Arbeit an urgeschichtlichen Funden ist erstaunlich! Sogar ein gewisser Interpretationsspielraum ist vorhanden, wenngleich die archäologische Deutung vergleichbar einfach ist.
Die Arbeit mit älteren Mikroskopen erfordert bisweilen eine Menge Geduld bis ein passende Zubehörteil angeboten wird. Obwohl das für mich nach wie vor so bleibt wenn es um Optiken geht, habe ich mich dazu entschlossen eine Rekonstruktion ganz anderer Art vor zu nehmen. Es handelt sich um die Rekonstruktion eines Mirkroskopstativfußes für ein älteres Zeiss Junior Mikroskop. Dieses Zeiss Baukastensystem erlaubte es dem damaligen Mikroskopiker, sich ein individuell angepasstes Mikroskop zusammen zu stellen. Die geringen Maße des Zeiss Junior Mikroskops machten dies zu einem idealen Begleiter auf Feldforschungen und dgl.; im folgenden schlicht Reisemikroskop genannt. Für das Reisemikroskop gab es einen rechteckigen Stativfuß mit besonders kleinen Abmessungen.
Der erste Arbeitsschritt ist die Recherche um an geeignete Vergleichsfunde zu gelangen. Ein Original Rechteckfuß ließ sich nicht auffinden. Also mussten Fotos und ein runder Fuß herhalten um sich dem der Form des Fußes anzunäheren. Mit diesen Informationen und einigen pers. comms. ließ sich eine erste Rekonstruktionszeichnung anfertigen.
Der nächste Schritt ist die Herstellung des Modells. Hierzu wird die maßstabsgetreue Zeichnung entsprechend des Schwindmaßes des zu vergießenden Werkstoffs skaliert. Im Falle von Al-Gusslegierungen beträgt die lineare Schwindung 0.8 – 1.5 %. Ich verwende den Richtwert von 1.2 %. Das Modell wird aus Holz hergestellt und entsprechend des zu vergießenden Metalls farbig lackiert: Grün für Leichtmetallguss, rot für Grauguss, gelb für Schwermetallguss.
Das Modell wurde aus amerikanischem Ahorn (Acer saccharum) hergestellt.