Archäometallurgie | archaeometallurgie.de
Jan 20 2014

Zementation: Messingherstellung nach dem Galmeiverfahren

Bastian Asmus

Archäologie im Experiment – Zementation im Maasgebiet

Zementiertes Messing

Bild 1: Messing aus dem Zementationsprozess nach dem Galmeiverfahren. Das Messing kann durchaus im festen Zustand vorliegen. Ein Schmelzen des Messings ist keineswegs Voraussetzung für erfolgreiches Zementieren.

Im Maasgebiet im heutigen Belgien wurden im Mittelalter in großer Menge Messinggegenstände hergestellt, welche bis ins 19. Jahrhundert auch im deutschen Sprachgebrauch als Dinanderie bezeichnet wurden. Stellvertretend seien hier Grapen, Kerzenleuchter und Aquamanilien genannt. Zwischen 1995 und 2010 wurden vom Service Publique Wallonie (SPW) sechs Fundplätze der mittelalterlichen Buntmetallverarbeitung ergraben, die man mit Recht zu den bedeutendsten Metallgewerbefundplätzen des Mittelalters rechnen kann .

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Nov 26 2013

Älteste Zinnbronze entdeckt

Bastian Asmus

Vom  Fundplatz Pločnik in Sebien kommen erneut Nachrichten für einen Superlativ: Dieses Mal hat das Team des Rise of Metallurgy Projekts Nachweise für die älteste bekannte Zinnbronze gefunden. Das Fundstück, ein dünnes Bronzeblechfragment ist mindestens 6500 Jahre alt und besteht aus einer Kupfer-Zinn Legierung mit 11 Gew% Zinn, sowie einer Reihe von Nebenelementen .  Archäologen nennen Kupferlegierungen mit Zink Messing, alle anderen werden als Bronze bezeichnet. Um klarzustellen, dass es sich um Bronze im Sinne der Definition handelt wird Bronze in archäologischen Texten oft als Zinnbronze bezeichnet. Legierungen mit Arsen werden im übrigen am besten Arsenkupfer genannt. Continue reading


Nov 22 2013

Das älteste Kupfer der Welt

Bastian Asmus


Wer hat als erstes Kupfer verarbeitet? Wo kam das älteste Kupfer her? Wie kamen die Menschen zum Gebrauch des Kupfers? Seit wann ist Kupfer bekannt? Dies sind nur einige Fragen die man sich stellt wenn man sich über die Ursprünge der Metallnutzung Gedanken macht. Aufgabe der Archäologie, und hier im speziellen die der Archäometallurgie ist es, mögliche Antworten auf diese Fragen zu finden. Die Schnellantwort ist:

Neolithiker aus Anatolien, die bereits vor mehr als 10000 Jahren(!) natürlich vorkommendes Kupfer aufgesammelt haben.

Wenn sie mehr wissen möchten lesen Sie hier weiter…

Karte mit Fundplätzen mit dem ältesten Kupfer der Welt.

Die Karte zeigt einige neolithische Siedlungen in denen früher Kupfergebrauch nachgewiesen ist. Die älteste bekannte Siedlung Anatoliens ist Hallan Çemi, von der bereits Nachweise für aufgesammelte Malachitfragmente um 9500 v. Chr. vorliegen. Die ältesten Malachit- und Kupferobjekte sind Perlen und stammen aus Çayönü Tepesi. Karte erstellt mit GMT.

Das älteste Kupfer

Das älteste vom Menschen verwendete Kupfer stammt derzeit aus Anatolien, genau genommen aus den präkeramischen neolithischen Siedlungen Çayönü Tepesi und Aşıklı Höyük. Die ältesten Kupferobjekte stammen aus dem präkeramischen Neolithikum B (PPNB). Es handelt sich um Perlen aus gediegenem Kupfer. Auch in der wohl bekantesten anatolischen Siedlung Çatal Höyük fanden sich Perlen aus gediegenem Kupfer aus dem 8. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung . Leider gibt es derzeit keine gemeinfreien Abbildungen der Perlen und ich hatte bisher nicht die Gelegenheit eigene Aufnahmen zu machen. Çayönu Tepesi und Aşıklı Höyük gehören zu den ersten festen und dauerhaften Siedlungen der Menschheit. Sie sind im Gesamtzusammenhang der Entwicklung einer neuen Wirtschaftsweise zu sehen: Die Menschen beginnen sesshaft zu werden, Pflanzen zu kultivieren und Tiere zu halten.

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Nov 2 2013

der eiserne Hut

Bastian Asmus


Der eiserne Hut ist ein Begriff aus dem Bergbau, bzw. der Lagerstättenkunde. Er bezeichnet den oberen Teil eines an die Erdoberfläche austretenden Sulphiderzkörpers. Er entsteht im Zuge der sekundären Sulphidanreicherung durch Oberflächenwasser das am Sulphiderzkörper herunter sickert. Durch das sehr schwach saure versickernde Wasser werden viele Erzminerale oxidiert und gehen in Lösung:

    \[ H_2 O + CO_2 & \pfeil H_2 CO_3 \]

Der eiserne Hut.

Schematische Darstellung eines sulphidischen Erzgangs. Zu sehen sind die Oxidationszone, bestehend aus eisernem Hut, Laugungszone und den oxidierten Erzen, sowie die Reduktionszone mit Anreicherungs- oder Zementationszone und der Bereich der Primärmineralisation. Erheblich modifiziert nach Evans (1992) und Ottaway (1994).

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Okt 8 2013

Mikrophotographie, Canon EOS 600D und Ubuntu – tethered shooting

Bastian Asmus

 

Tethered shooting, auch als remote capture bezeichnet das Kontrollieren und Auslösen der Kamera mit Hilfe eines Computers. Es gibt eine Reihe von Linuxlösungen für sog. tethered shooting. Alle tethered shooting Lösungen setzen auf der Bibliothek gphoto2 auf die per Kommandozeile bedient wird. Wem eine grafische Bedienoberfläche lieber ist der nutzt darktable oder entangle.  Für die Mikrophotographie und das Herstellen guter Mikrographien ist das eine unschätzbare Hilfe. Um eine Canon EOS 600D Digitalkamera anzusteuern habe ich mich für darktable entschieden, da es intuitiver zu bedienen war. Im Netz gibt es haufenweise Belege dafür dass die Kombination Ubuntu-Canon EOS 600D-Darktable funktioniert. Umso mehr habe ich mich gewundert als es auf Anhieb nicht funktionierte…

Canon EOS 600D UbuntuFehler beim Initialisieren der Kamera: -1: Unspezifizierter Fehler Continue reading


Feb 24 2013

Steinformen

Bastian Asmus

Steinformen, Dauerformen aus Stein

Steinformen sind Dauerformen aus Stein und im Gegensatz zu Lehm – oder Sandformen mehrmals verwendbar. Dieser Vorteil ermöglicht es dem Gießer größere Stückzahlen ohne großen Aufwand herzustellen. Dem stehen zwei Nachteile gegenüber:

  1. Da Hinterschneidungen nicht möglich sind lassen sich nur relativ einfache Gegenstände gießen
  2. Ein erhöhter Zeitaufwand ist zur Herstellung der Form notwendig

Nebenstehend sehen Sie eine Formhälfte für eine Sichel. Die zweite Hälfte der Form besteht aus einer glatten Steinplatte, da die Rückseite der Sichel flach ist. Solche Hälften nennt man auch Blindhälften. Aus diesem Grund befinden sich in der abgebildeten Sichelform keine Bohrungen für Passstifte. Steinformen sind also eine sehr gute Sache für unkomplizierte Gegenstände wie Messer, Beile ohne Schaftloch, Dolche, Schwerter, Sicheln usw.

Steinformen mit eingelegten Kernen

Die Menschen in der Bronzezeit waren allerdings sehr kreativ und haben der zweiteiligen Formen einen sog. Kern hinzugefügt. Für Gegenstände, die zwar immer noch verhältnismäßig einfach sind, aber bereits über Hohlräume wie Tüllen und dergleichen verfügen, werden zusätzlich zu den zwei Formhälften, die die „Aussenseiten“ abformen, noch der Kern benötigt, der beispielsweise die „Innenseite“ einer Tülle abformt. Kerne können aus vielerlei Materialien hergestellt werden, solange sie trocken und feuerfest sind. Die wichtigsten Materialien sind Formlehm und Metall, seltener Sand- oder Speckstein.

Die Slideshow zeigt ein paar Bilder der Herstellung einer Steinform für eine Speerspitze.