Archive Allgemein | archaeometallurgie.de
Nov 26 2013

Älteste Zinnbronze entdeckt

Bastian Asmus

Vom  Fundplatz Pločnik in Sebien kommen erneut Nachrichten für einen Superlativ: Dieses Mal hat das Team des Rise of Metallurgy Projekts Nachweise für die älteste bekannte Zinnbronze gefunden. Das Fundstück, ein dünnes Bronzeblechfragment ist mindestens 6500 Jahre alt und besteht aus einer Kupfer-Zinn Legierung mit 11 Gew% Zinn, sowie einer Reihe von Nebenelementen .  Archäologen nennen Kupferlegierungen mit Zink Messing, alle anderen werden als Bronze bezeichnet. Um klarzustellen, dass es sich um Bronze im Sinne der Definition handelt wird Bronze in archäologischen Texten oft als Zinnbronze bezeichnet. Legierungen mit Arsen werden im übrigen am besten Arsenkupfer genannt. Continue reading


Nov 22 2013

Das älteste Kupfer der Welt

Bastian Asmus


Wer hat als erstes Kupfer verarbeitet? Wo kam das älteste Kupfer her? Wie kamen die Menschen zum Gebrauch des Kupfers? Seit wann ist Kupfer bekannt? Dies sind nur einige Fragen die man sich stellt wenn man sich über die Ursprünge der Metallnutzung Gedanken macht. Aufgabe der Archäologie, und hier im speziellen die der Archäometallurgie ist es, mögliche Antworten auf diese Fragen zu finden. Die Schnellantwort ist:

Neolithiker aus Anatolien, die bereits vor mehr als 10000 Jahren(!) natürlich vorkommendes Kupfer aufgesammelt haben.

Wenn sie mehr wissen möchten lesen Sie hier weiter…

Karte mit Fundplätzen mit dem ältesten Kupfer der Welt.

Die Karte zeigt einige neolithische Siedlungen in denen früher Kupfergebrauch nachgewiesen ist. Die älteste bekannte Siedlung Anatoliens ist Hallan Çemi, von der bereits Nachweise für aufgesammelte Malachitfragmente um 9500 v. Chr. vorliegen. Die ältesten Malachit- und Kupferobjekte sind Perlen und stammen aus Çayönü Tepesi. Karte erstellt mit GMT.

Das älteste Kupfer

Das älteste vom Menschen verwendete Kupfer stammt derzeit aus Anatolien, genau genommen aus den präkeramischen neolithischen Siedlungen Çayönü Tepesi und Aşıklı Höyük. Die ältesten Kupferobjekte stammen aus dem präkeramischen Neolithikum B (PPNB). Es handelt sich um Perlen aus gediegenem Kupfer. Auch in der wohl bekantesten anatolischen Siedlung Çatal Höyük fanden sich Perlen aus gediegenem Kupfer aus dem 8. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung . Leider gibt es derzeit keine gemeinfreien Abbildungen der Perlen und ich hatte bisher nicht die Gelegenheit eigene Aufnahmen zu machen. Çayönu Tepesi und Aşıklı Höyük gehören zu den ersten festen und dauerhaften Siedlungen der Menschheit. Sie sind im Gesamtzusammenhang der Entwicklung einer neuen Wirtschaftsweise zu sehen: Die Menschen beginnen sesshaft zu werden, Pflanzen zu kultivieren und Tiere zu halten.

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Nov 2 2013

Stein

Bastian Asmus


Metallurgischer Stein ist ein Zwischenprodukt der Kupferverhüttung und befindet sich chemisch auf halbem Wege zwischen Erz und Metall. Stein entsteht bei der Verhüttung sulfidischer Erze. Geht man von Kupferkies auch als Chalkopyrit bezeichnet (CuFeS2) als Erz aus, so besteht dieses aus einem Teil Kupfer, einem Teil Eisen und zwei Teilen Schwefel. Zum Stein kann man auf verschiedenste Weisen gelangen. Eine Variante ist beispielsweise die Haufenröstung (Bild 1), bei der möglichst viel Schwefel und Eisen „verbrannt“, also oxidiert werden (z.B. Agricola 2003, Goldenberg 2000, Asmus 2012). Stein kann aber auch im Schachtofen entstehen, bzw. dort überdaueren. Wir finden ihn dann als Einschluss in der Schöacke (Bild 2). Vereinfachend könnte man dies mit folgender chemischer Reaktionsgleichung beschreiben:

    \[ 5\chalcop + 8\ox \pfeil \bornite+ 4'FeO' + 6 S\ox \]

@ Bastian Asmus 2008. Stein, Ochsenhütte, Granetal, Germany. Length: 200 µm, PPL. Eutektisches Gefüge: Bornit in Chalkopyrit

Bild 1: Stein der beim Rösten von Rammelösberg Erzen entstanden ist. Man sieht deutlich ein eutektisches Gefüge aud Bornit in Kupferkies.
Fundort: Ochsenhütte, Granetal, Harz. Finder: Dr. Christoph Bartels, Deutsches Bergbaumuseum.

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Okt 8 2013

Mikrophotographie, Canon EOS 600D und Ubuntu – tethered shooting

Bastian Asmus

 

Tethered shooting, auch als remote capture bezeichnet das Kontrollieren und Auslösen der Kamera mit Hilfe eines Computers. Es gibt eine Reihe von Linuxlösungen für sog. tethered shooting. Alle tethered shooting Lösungen setzen auf der Bibliothek gphoto2 auf die per Kommandozeile bedient wird. Wem eine grafische Bedienoberfläche lieber ist der nutzt darktable oder entangle.  Für die Mikrophotographie und das Herstellen guter Mikrographien ist das eine unschätzbare Hilfe. Um eine Canon EOS 600D Digitalkamera anzusteuern habe ich mich für darktable entschieden, da es intuitiver zu bedienen war. Im Netz gibt es haufenweise Belege dafür dass die Kombination Ubuntu-Canon EOS 600D-Darktable funktioniert. Umso mehr habe ich mich gewundert als es auf Anhieb nicht funktionierte…

Canon EOS 600D UbuntuFehler beim Initialisieren der Kamera: -1: Unspezifizierter Fehler Continue reading


Apr 16 2013

Löwen Aquamanile

Bastian Asmus

Portrait eines bronzenen Löwen Aquamaniles

Dieses Aquamanile aus Bronze hat das Aquamanile des Halberstädter Domschatzes zum Vorbild und ist heute noch als einer der wenigen Aquamanilien im ursprünglichen Funktionszusammenhang erhalten geblieben . Aquamanile, zuweilen auch als Aquaemanale, Aquimanile, Aquamanilia bezeichnet, setzt sich aus den lateinischen Worten aqua, für Wasser und manus, die Hand zusammen. Der Begriff wurde im Mittelalter vorrangig für das Auffangbecken des Wassers verwendet, das eigentliche Gießgefäß wurde in der Regel als  urceus, also lateinisch für Krug, bezeichnet . Aquamanile dienten der rituellen Handwaschung der Priester vor der Messe. Die Sitte der Handwaschung war aber nicht auf den liturgischen Gebrauch beschränkt. In Haushalten mit hohem sozialen Status ist der Gebrauch von Aquamanilien ebenfalls anzutreffen gewesen. Diese unterschieden sich zum Teil in ihren Motiven. Während beispielsweise Greif und Löwe in der Liturgie Anwendung fanden, kamen Reiter (Ritter) oder das bekannte Aristoteles und Phyllis Aquamanile an gehobenen Tafeln zum Einsatz.

Lion aquamanile

Detailaufnahme der Mähne des Aquamanilen

Im letzten Monat habe ich ein Aquamanile des 13. Jahrhunderts modelliert und in der Gießereiwerkstatt in Bronze gegossen. Da das Löwenaquamanile im Wachsausschmelzverfahren nach der verlorenen Form gegossen wurde, musste ein Wachsmodell modelliert werden. Dieses wurde, wie es der Benedektiner Mönch und Goldschmied Theophilus Presbyter beschrieben hatte, über einen Kern aus Lehm hergestellt.

Dazu wurden Wachsplatten hergestellt und im warmen Zustand an den Kern angelegt. Auch dies schildert Theophilus. Es wäre auch möglich gewesen eine Wachsschicht durch wiederholtes Tauchen zu erzeugen. Allerdings ist diese Methode in den Schriftquellen nicht erwähnt. Nach dem Aufbringen der Wachsschicht wurden die Details des Löwen modelliert und mit einer feinen Verzierung bedacht, wie z.B. an der Mähne.

Löwen aquamanile

Portraitaufnahme des Aquamanilen

Das Aquamanile wiegt 4.9 kg und hat ein Fassungsvermögen von 1.35  l. Der neu geschaffene Löwe kann in seiner ursprünglichen Funktion als Wasserspender bei der Handwaschung bei den Veranstaltungen des französischen Projekts Fief et chevalerie zur Geschichtsdarstellung des 12. und 13. Jahrhunderts erlebt werden.

Literatur:

Mende, U. (2008) ‘Katalogbeitrag 52’, in M. Brandt (ed.) Bild & Bestie. Hildesheimer Bronzen der Stauferzeit. Schnell und Steiner, pp. 378--379.
Knesebeck, H.W. von dem (2008) ‘Zur Inszenierung und Bedeutung von Aquamnilien’, in M. Brandt (ed.) Bild & Bestie. Hildesheimer Bronzen der Stauferzeit. Schnell und Steiner.

Medieval bronze aquamanile in the form of a lion

Bild 1 von 7

Dies ist eine Neuschöpfung des mittelalterlichen bronzenen Löwenaquamaniles von Halberstadt. Das Original ist im Halberstädter Dommuseum. This is a lion aquamanile that was made after the medieval bronze aquamanile of Halberstadt. The original is in the Halberstädter Dommuseum.


Feb 24 2013

Steinformen

Bastian Asmus

Steinformen, Dauerformen aus Stein

Steinformen sind Dauerformen aus Stein und im Gegensatz zu Lehm – oder Sandformen mehrmals verwendbar. Dieser Vorteil ermöglicht es dem Gießer größere Stückzahlen ohne großen Aufwand herzustellen. Dem stehen zwei Nachteile gegenüber:

  1. Da Hinterschneidungen nicht möglich sind lassen sich nur relativ einfache Gegenstände gießen
  2. Ein erhöhter Zeitaufwand ist zur Herstellung der Form notwendig

Nebenstehend sehen Sie eine Formhälfte für eine Sichel. Die zweite Hälfte der Form besteht aus einer glatten Steinplatte, da die Rückseite der Sichel flach ist. Solche Hälften nennt man auch Blindhälften. Aus diesem Grund befinden sich in der abgebildeten Sichelform keine Bohrungen für Passstifte. Steinformen sind also eine sehr gute Sache für unkomplizierte Gegenstände wie Messer, Beile ohne Schaftloch, Dolche, Schwerter, Sicheln usw.

Steinformen mit eingelegten Kernen

Die Menschen in der Bronzezeit waren allerdings sehr kreativ und haben der zweiteiligen Formen einen sog. Kern hinzugefügt. Für Gegenstände, die zwar immer noch verhältnismäßig einfach sind, aber bereits über Hohlräume wie Tüllen und dergleichen verfügen, werden zusätzlich zu den zwei Formhälften, die die „Aussenseiten“ abformen, noch der Kern benötigt, der beispielsweise die „Innenseite“ einer Tülle abformt. Kerne können aus vielerlei Materialien hergestellt werden, solange sie trocken und feuerfest sind. Die wichtigsten Materialien sind Formlehm und Metall, seltener Sand- oder Speckstein.

Die Slideshow zeigt ein paar Bilder der Herstellung einer Steinform für eine Speerspitze.